Kleinere Vereine verschulden sich

  • Immer mehr Vereine aus den unteren Ligen verschulden sich und es kommt immer öfter zu Boykottierungen von Trainingseinheiten und Spielen. So mancher Traditionsverein muss sogar um seine Existenz fürchten.


    Da wäre die SpVgg 1916 Erkenschwick aus der Oberliga Westfalen. Sportlich läuft es ziemlich gut für die SpVgg. Während man in der letzten drei Jahren jeweils im unteren Tabellendrittel landete, belegt man in der laufenden Saison den sechsten Tabellenplatz und hat bei einem Spiel weniger nur zwei Punkte Abstand auf den vierten Platz, der die Qualifikation für die Regionalliga bedeutet.
    Wirtschaftlich sieht es aber nicht so erfreulich aus. Weil den Spielern nicht wie versprochen das Monatsgehalt bezahlt wurde und einige Spieler stark abhängig von diesem Geld sind, boykottierte die Oberligamannschaft erst Trainingseinheiten und dann das Kreispokalspiel gegen VfB Waltrop. Am 1.November 2007 verlor die eigene U-23 Auswahl das Spiel gegen die Bezirksligamannschaft mit 2:3.
    Zu allem Überfluss trat kurze Zeit später der zweite Vorsitzende Markus Pliska zurück, weil er mit der Struktur des Vereins Probleme hatte, in dem die Vorstandsarbeit eine "Ein-Mann-Show" von dem Vorsitzenden Achim Trautmann sei.


    Auch beim nordrhein-westfälischen Oberligisten Bonner SC und beim Bezirksligisten BV Herne-Süd haben Spieler nicht immer pünktlich ihren Lohn erhalten. Die Bonner liegen derzeit auf dem zehnten Platz der Oberliga Nordrhein. Acht Spieler des BSC warten auf ihr Geld und drohen das Heimspiel am 9.12.2007 gegen Borussia Mönchengladbach II zu bestreiken, wenn die Zahlungen bis dahin nicht erfolgt sind. Herne-Süd hatte seinen Spielern zwei Monate kein Gehalt gezahlt und der Spieler Christian Pflüger hat das Team bereits verlassen. Zudem könnten weitere Spieler Pflüger in der Winterpause folgen.


    Noch düsterer sieht es bei den STV 1912 Horst-Emscher Husaren aus. In den letzten Jahren hat sich ein Schuldenberg von 180.00 Euro angehäuft und das Insolvenzverfahren gegen den Kreisligisten ist schon eingeleitet worden. Auch der Vorsitzende gibt dem Verein nicht mehr allzu lange. Die Jugendmannschaften trainieren derzeit weiter, während das Senioren-Team den Trainings- und Spielbetrieb schon eingestellt hat. Es sollen alle Jugendlichen gehalten werden. Die Emscher Husaren haben in der laufenden Saison nach drei Abstiegen hintereinander 13 von 15 Spielen in der Kreisliga A des Kreises Gelsenkirchen verloren und belegen mit zwei Punkten den letzten Tabellenplatz. Der Verein bräuchte 35.000 bis 40.000 Euro um noch weiter zu existieren. Es wurde sich auch schon ein neuer Name überlegt: STV Horst und man würde wieder in der Kreisliga C anfangen. Der Verein ging 1912 aus der Turngemeinde Horster Mark hervor und 1999 verselbstständigte sich die Fussballabteilung der STV Horst Emscher als STV Horst Emscher Husaren.Der STV Horst-Emscher konnte zu seiner erfolgreichsten Zeit im Jahre 1967 Deutscher Amateurmeister werden.

  • Sehr bedauerlich sowas. Nur meiner Meinung nach, sind diese Vereine auch selber schuld. Habe da auch so einige Beispiele aus unserer Ecke. Da stehen diese Vereine zwar nnicht vor der Insolvenz, ich mich aber wirklich immer wieder Frage, wie die das machen. Zudem bringt es nicht immer Erfolg. Beispiel: SV Enger/Westerenger. Muss man, auch wenn es schon etwas her ist, einen ehemaligen Bundesligaspieler als Trainer verpflichten? Beispiel: SG Bustedt (Bezirksliga). Muss man einen Herrn van der Ven, als ehemaligen Bundesligaspieler auf dem Rasen finanzieren? Oder noch ein Beispiel aus Espelkamp (Bezirksliga). Kenne dort persönlich einen Spieler, der 250 Euro die Woche erhalten hat. Kann dies aber nur seinen Aussagen entnehmen. Ich finde dies alles ein wenig übertrieben. Und wenn es dann gegen den Baum geht, wundern sich alle.

    Johannes Rau (zum Vorschlag, Fußballstadien nach Frauen zu benennen):
    Wie soll das denn dann heißen? Ernst-Kuzorra-seine-Frau-ihr-Stadion?

  • Bitter wenn die Realitäten bei einigen Möchtegern-Managern und Vereinsoberen vernebelt sind. Denken sie doch meistens nur daran schnellstmöglichen Erfolg zu haben und pumpen Gelder ohne Plan in den Verein, um am Ende festzustellen, dass es eben nicht nur reicht Geld zu investieren und abgehalfterte Spieler zu verpflichten für ein Jahr, denn ohne Strukturen im Verein selber, klare Aufgabenverteilung, gute Öffentlichkeitsarbeit, Sponsorengewinnung bei mittelständischen Unternehmen und eine intakte Jugendarbeit, die den Erfolg auf lange Sicht bringen könnte, wenn sie denn behutsam und kontinuierlich aufgebaut werden, werden viele dieser Unternehmungen schnell wie Seifenblasen zerplatzen.

  • Ein Grund für momentane Verschuldungen dürfte aber auch die Ligareform sein. Wer nach seinem eigenem Verständnis in die bisherige RL oder OL gehörte wird jetzt natürlich alles dafür tun, dass man in die 3. BL, die neue RL oder die OL NRW kommt. Ich denke da werden noch weitere Vereine durch die jetzige Saison Schwierigkeiten bekommen!


    Der DFB, der die Reform wollte, damit sich u.a. die Vereine in der RL und OL nicht verschulden um in den bezahlten Fussball zu kommen, hat die Verschuldungen eher eine Ebene tiefer verlegt.

    100% Anti DFB
    100% für den "modernen" Amateurfussball!

  • Denken sie doch meistens nur daran schnellstmöglichen Erfolg zu haben und pumpen Gelder ohne Plan in den Verein, um am Ende festzustellen, dass es eben nicht nur reicht Geld zu investieren und abgehalfterte Spieler zu verpflichten für ein Jahr, denn ohne Strukturen im Verein selber, klare Aufgabenverteilung, gute Öffentlichkeitsarbeit, Sponsorengewinnung bei mittelständischen Unternehmen und eine intakte Jugendarbeit, die den Erfolg auf lange Sicht bringen könnte, wenn sie denn behutsam und kontinuierlich aufgebaut werden, werden viele dieser Unternehmungen schnell wie Seifenblasen zerplatzen.


    Es ist denn immer so einfach oder ist es einfach der Druck, der von Fans und Medien ausgeht, der den ein oder anderen Vereinsboss ins Risiko treibt? Wir gibt sich denn in der heutigen Zeit auf Dauer mit sportlichem Mittelmaß zufrieden, nur weil es finanziell für den Verein besser wäre?


    Und wer garantiert, dass der behutsame und kontinuierliche Weg besser ist? Viele gutgeführte Vereine verlieren immer wieder ihre Talente, die sie jahrelang aufgebaut haben. Die Vereine haben es schwer, sich gegen Emporkömmlinge durchzusetzen, die ihre ganze Kraft auf die erste Mannschaft setzen.

  • STV 1912 Horst-Emscher Husaren wird einen neuen Namen bekommen. Dem Traditionsverein sollte am Montag eine öffentliche Versammlung die Rettung bringen, aber es wurden keine entscheidenen Ideen zum Erhalt des A-Kreisligisten beigetragen.


    Die Jugendmannschaften wird der Verein behalten. Der neue Name des Vereins wird STV Horst lauten und in der nächsten Saison in der Kreisliga C antreten.


    War ja absehbar, dass es nichts wird mit dem Erhalt. Ich finde es aber gut, dass wenigstens die Jugendmannschaften erhalten bleiben. So kann man sich eventuell in den nächsten Jahren hocharbeiten. Nach den drei Abstiegen in Folge ist ja der sportliche Absturz von der Kreisliga A zur Kreisliga C nicht so tief.


  • Es ist denn immer so einfach oder ist es einfach der Druck, der von Fans und Medien ausgeht, der den ein oder anderen Vereinsboss ins Risiko treibt? Wir gibt sich denn in der heutigen Zeit auf Dauer mit sportlichem Mittelmaß zufrieden, nur weil es finanziell für den Verein besser wäre?


    Und wer garantiert, dass der behutsame und kontinuierliche Weg besser ist? Viele gutgeführte Vereine verlieren immer wieder ihre Talente, die sie jahrelang aufgebaut haben. Die Vereine haben es schwer, sich gegen Emporkömmlinge durchzusetzen, die ihre ganze Kraft auf die erste Mannschaft setzen.

    Mag sein, dass es viele Wege gibt die nach oben führen, aber auf langer Sicht gesehen ist es nun mal besser, den kontinuierlichen Weg zu gehen und auch in der Erziehungsfrage der Jugend schon daruafhin zu arbeiten, dass es eben nicht nur ums Geld geht im Fussballsport.


    Der Jugend muss klar werden, dass es sinnvoller ist in einem Verein Stammspieler zu sein und nicht für ein paar tausend Euro mehr im Monat/Jahr sich bei einem größeren Verein auf die Bank zu setzen und womöglich noch in der Reserve zu kicken, ob Regional - oder Oberliga. Das kann sicher nicht förderlich sein für die Entwicklung eines jungen Spielers.


    Blödes Beispiel vielleicht, aber Schlaudraff hätte in Aachen, Duisburg, Frankfurt und von mir aus auch bei unserem VfL ein Stammplatz sicher, aber er geht, weil es ja Karrieremäßig besser ist, lieber zu den Bayern und darf dann mal ein paar Minuten auflaufen. Hauptsache die Summen auf den Kontoauszügen stimmen. :rolleyes:

  • Der Jugend muss klar werden, dass es sinnvoller ist in einem Verein Stammspieler zu sein und nicht für ein paar tausend Euro mehr im Monat/Jahr sich bei einem größeren Verein auf die Bank zu setzen und womöglich noch in der Reserve zu kicken, ob Regional - oder Oberliga. Das kann sicher nicht förderlich sein für die Entwicklung eines jungen Spielers.


    Als wenn das so einfach wäre. In den paar Stunden, in denen Jugendliche unter der Woche bei ihrem Verein sind, kann man doch kaum Einfluss nehmen. Die Kinder und Jugendlichen werden doch durch ihre Eltern, Medien, die Schule und Freunde geprägt und dort spielt eben das schnelle Geld eine wichtige Rolle. Die Menschen definieren sich mittlerweile eben fast nur noch durch ihr Gehalt, Statussymbole usw.


    Mit "... bei uns könntest du Stammspieler sein und die Fans werden dich feiern ..." wird man wohl kaum Unterschriften unter die Verträge bekommen.

  • Das Thema kann man unendlich lang behandeln, man müsste die Themen Gesellschaft, Schulbildung , Probleme der Eltern und noch einiges mehr in die Runde werfen und wird am Ende zu dem Schluss kommen, dass man es nicht ändern wird, egal wie sehr man sich es auch wünscht. Der Fussball ist auf einem Weg, wo die Fans fast nichts zu melden haben, die Spieler sich auch mehr oder weniger mit Werbeverträgen zu decken lassen durch ihre Manager, die ja nur das beste wollen für die Spieler und das es egal ist, bei welchem Verein sie in der nächsten Saison kicken. :motz:

  • Das Thema kann man unendlich lang behandeln, man müsste die Themen Gesellschaft, Schulbildung , Probleme der Eltern und noch einiges mehr in die Runde werfen und wird am Ende zu dem Schluss kommen, dass man es nicht ändern wird, egal wie sehr man sich es auch wünscht. Der Fussball ist auf einem Weg, wo die Fans fast nichts zu melden haben, die Spieler sich auch mehr oder weniger mit Werbeverträgen zu decken lassen durch ihre Manager, die ja nur das beste wollen für die Spieler und das es egal ist, bei welchem Verein sie in der nächsten Saison kicken. :motz:


    Und diese Spirale wird erst wieder aufhören, wenn der Hype vorbei ist und es nur wieder um Fußball geht. Aber der Hype hat auch Vorteile, denn ohne diesen wären die vielen modernen Stadien nicht entstanden.

  • Der westfälische Oberligist Westfalia Herne zählt nun auch zu den Vereinen, die ihren Spielern die Gehälter verspätet zahlen. Den Spielern sollen schon seit eineinhalb Monaten kein Gehalt mehr bekommen haben.


    Heute Abend soll in einer Sitzung mit Trainer Frank Schulz beschlossen werden, wie es weitergehen soll.Die Akteure halten einen Streik für nicht ausgeschlossen. Die Kommunikation zwischen Mannschaft und Verein gilt als schwierig. Das Team ist nicht nur wegen des Geldes sauer, sondern auch aufgrund der fehlenden Transparenz seitens der Funktionäre.


    Sportlich hingegen läuft es für Herne immer besser. Nach schlechtem Saisonstart konnte man aus den letzten fünf Spielen ganze 13 Punkte holen. Doch wie schon des Öfteren gesehn,wird der sportliche Aspekt von der wirtschaftlichen Misere überschattet.

  • Wer rettet den KFC?


    (RP) Beim Fußball-Oberligisten sorgt der Trainings-Boykott für eine Menge Aufregung im Umfeld des Vereins. Teamsprecher Markus Ehrhard und die Spieler hoffen auf zusätzliche Unterstützung von Politik und Wirtschaft.


    Krefeld/Fussball Ist es noch eine Minute vor zwölf, oder etwa schon zu spät? Dem Fußball-Oberligisten KFC Uerdingen droht wieder das vorzeitige Aus. Der am Montag beschlossene Trainings-Boykott (die RP berichtete gestern exklusiv) der Spieler wegen der Gehaltsrückstände aus den Vormonaten schlug gestern hohe Wellen im Umfeld des Vereins. Besonders Sponsoren und Fans sind entsetzt, dass diese Aktion die sowieso schon sehr angeschlagenen Uerdinger noch zusätzlich trifft.
    Das war abzusehen


    Der 1. Vorsitzende Ralf Houben will erst gestern früh von der Aktion erfahren haben: „Bei unserem Gespräch mit der Mannschaft am vergangenen Freitag wurde offen und ehrlich über die Problematik gesprochen. Die Spieler haben sich mit dem Vorstand solidarisch erklärt. Aber irgendwie konnte ich an einer Hand abzählen, dass es zu dieser Aktion kommen wird.“ Houben hatte dem Team erklärt, dass er bis heute absehen könne, ob der Verein noch diese Woche in der Lage ist, Geld an die Spieler auszuzahlen: „Wir sind in Gesprächen mit unseren Sponsoren, ob sie eventuell in Vorleistung treten können.“ Houben bedauert, dass die bisherige Unterstützung und Arbeit der Sponsoren in Krefeld nicht ausreichend gewürdigt werde: „Die Leute fühlen sich mittlerweile von Politik und Wirtschaft veräppelt. Aber ich bin davon überzeugt, dass sie auf halber Strecke nicht die Köpfe hängen lassen werden. Das gilt auch für den Vorstand. Der KFC ist nicht verschuldet, sondern hat laufende Verbindlichkeiten.“ Dazu gehören zum Beispiel auch Zahlungen an die Krankenkasse, die laut Informationen unserer Zeitung bereits gepfändet worden sein sollen. Auch die Bankkonten des KFC sollen mittlerweile gesperrt sein.


    Mannschaftssprecher Markus Ehrhard erklärte gestern, dass sich der Trainings-Boykott nicht gegen den Vorstand oder die Sponsoren richte: „Das ist in der momentanen Lage des Vereins sicher ärgerlich. Aber die Mehrheit der Mannschaft wollte nur ein Zeichen für die Öffentlichkeit setzen. Wir sehen den KFC untergehen. Das wäre das Allerschlimmste für Krefeld. Das darf nicht passieren. Der KFC braucht unbedingt mehr Hilfe von den Politikern und aus der Wirtschaft. Es gibt doch nichts Schöneres, als wenn wir uns nach dem Aufstieg auf dem Rathausbalkon in den Armen liegen können.“ Ehrhard und seine Mannschaftskameraden wollen sich trotz der finanziellen Schwierigkeiten nicht vom sportlichen Ziel abbringen lassen: „Ich bin davon überzeugt, dass wir am Sonntag gegen Speldorf gewinnen werden. Dafür geben wir alles.“


    http://www.rp-online.de/public…sued/krefeld/sport/510405

    Ich glaube eher an die Unschuld einer Hure, als die Gerechtigkeit der deutschen Justiz.

  • Was ist denn im Westen los?


    Ist doch nicht nur im Westen:
    OL Nordrhein: Bonner Sc, KFC Uerdingen
    OL Westfalen: Westfalia Herne, SpVgg Erkenschwick
    OL Nordost Nord: SV Yesilyurt (hat sich bereits zurückgezogen und aufgelöst)
    OL Nordost Süd: FC Sachsen Leipzig
    RL Nord: VfB Lübeck


    Bei weiteren Oberliga- und Regionalligavereinen wird über die finanzielle Situation gemunkelt.

    100% Anti DFB
    100% für den "modernen" Amateurfussball!

  • Hat eigentlich jemand ne Statistik, ob dies immer wieder in Jahren von Ligareformen passiert.


    Ich glaube nämlich, dass in dem Jahr, in dem die Regionalligen von vier auf zwei reduziert worden, es ähnlich aussah. Kein Verein wollte den Anschluss verpassen und hat dann zuviel Geld ausgegeben.

  • Bisher habe ich immer Aussagen von Ristic gelesen, dass er davon ausgeht, dass das Spiel stattfinden wird (trotz geringer Trainingsbeteiligung gut vorbereitet usw.). Auch waren die Aussagen einiger Spieler ja, dass sie dem Verein nicht schaden wollen - was ja passieren würde, wenn das Spiel wegen eines Streiks ausfallen würde.

    "Ich bin an der Grenze aufgewachsen. Gegen Österreicher verliert man ungern"


    (Bastian Schweinsteiger vor dem Champions League-Spiel in Wien)